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29. Januar 2016 Infoabend zu „Tihange und die Folgen“ vom 28.1.

Über 600 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Infoveranstaltung in die Aula Carolina.

Klage von Städteregion Stadt
Am Donnerstagnachmittag hatte Städteregionsrat Helmut Etschenberg bei einer Pressekonferenz erläutert, dass die Städteregion mit ihren Städten und mit der Stadt Aachen, unterstützt auch von Maastricht, den südlimburgischen Gemeinden sowie den deutschen Nachbarkreisen in NRW und Rheinland-Pfalz, nach einer juristischen Vorprüfung nun auf zwei Wegen gegen Tihange klagen wird.
Diese Botschaft wurde auch bei der vom WDR-Wissenschaftsjournalisten Jürgen Döschner moderierten Bürgerversammlung am Abend, bei der neben dem Oberbürgermeister und dem Städteregionsrat auch die Maastrichter Bürgermeisterin Annemarie Penn-te Strake auftrat, mit großem Applaus aufgenommen.

Versorgung mit Jodtabletten
Auf die Frage, wie es um die Verteilung der Jodtabletten bestellt ist, konnte Philipp mit Hinweis auf aktuell laufende Gespräche mit dem Land beantworten: „Zurzeit haben wir noch nicht genügend Tabletten vorrätig, darüber sprechen wir aber intensiv mit Land und Bund. Wenn diese Forderung dann umgesetzt  ist, werden wir unverzüglich die dezentrale Verteilung in Aachen angehen, so dass die Bürgerinnen und Bürger in einem Ernstfall sehr schnell an die Tabletten kommen würden.“

Einschätzung der Feuerwehr
Jürgen Wolff, Leiter der Aachener Feuerwehr und mit seinem Kollegen Rolf Erich Rehm, Vorsitzender des Fachausschuss Zivil- und Katastrophenschutz des Verbandes der Feuerwehren NRW, für Fragen des Katastrophenschutzes auf dem Podium, machte klar: „Es gibt viele Katastrophenszenarien, auf die wir eingestellt sind und die für uns beherrschbar sind. Bei einem Super-GAU wird ein Schutz der Bevölkerung
jedoch nicht mehr zu gewährleisten sein.“

Wolff und Rehm erläuterten den vorhandenen Katastrophenschutz für beherrschbare Szenarien. Was in der Krisenstabsübung der Stadt Aachen vom 8. Dezember bereits getestet worden war, stellte Wolff vor – von
der Warnung über Sirenen und Presseinformation bis hin zu Möglichkeiten der Evakuierung. Er hinterlegte seine Ausführungen mit dem Überblick über die städtische Katastrophenschutz-Ausstattung, Rehm ergänzte die unterstützenden Einheiten, die über die Hilfe des Landes in einem Ernstfall beigesteuert würden.

Einschätzung von Jörg Schellenberg:
Jörg Schellenberg als Sprecher des Aktionsbündnisses stellte klar: „Normal ist an Tihange gar nichts. Dieses Atomkraftwerk ist überaltert, marode, schlecht gewartet, und es bedroht unser aller Leben.“ Seine Haltung: „Wir können viel über Katastrophenschutz reden, der wirksamste Schutz ist die sofortige Abschaltung!“

Einschätzung Prof. Dr. Hans-Josef Allelein
Von Expertenseite vermittelte Prof. Dr. Hans-Josef Allelein, Lehrstuhlinhaber für Reaktorsicherheit und -technik an der RWTH Aachen, grundlegendes Basiswissen zur  Atomenergie, zur Funktionsweise eines AKW und zu Gründen und Ausmaßen einer Havarie. Der objektiven Schilderung ließ er eine Einschätzung der Lage in Tihange und auch im belgischen AKW Doel folgen, die er als seine subjektive Beurteilung ankündigte. Auch er ist für eine sofortige Überprüfung der Anlagen, erkennt aber keine Gefahr, die von Tihange ausgehen würde und den Bürgerinnen und Bürgern unserer Region Angst machen sollte.

Einschätzung der Aachener Gruppe der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in sozialer Verantwortung“
Das schätzte der Vertreter der Aachener Gruppe der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in sozialer Verantwortung“, Dr. Wilfried Duisberg, völlig anders ein. Er gab zahlreiche medizinische Informationen und Verhaltenshinweise und kam zu dem Schluss:  „Radioaktivität aus Tihange wird unser Leben massiv beeinflussen und unsere Gesundheit bedrohen. Aber wir können durch kluges Verhalten die Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Schädigungen deutlich reduzieren.“ Sein Appell: „Haben wir den Mut dazu, schon jetzt über Schutzmöglichkeiten nachzudenken und uns vorzubereiten, bis die aktuellen Hauptgefahrenherde, die AKWs in Tihange und Doel abgeschaltet sind.“

In der abschließenden Bürgerfragerunde zeigte sich, wie groß das Informationsbedürfnis ist und welche Sorgen die aktuelle Lage in der Bevölkerung auslöst.

Weitere Infos:
Die Vorträge von Professor Dr. Hans-Josef Allelein, Jörg Schellenberg, Feuerwehrchef Jürgen Wolff und Dr. Wilfried Duisberg sind auf www.aachen.de eingestellt. Ebenfalls die Pressemitteilung der Städteregion Aachen zu den Klagen.

Foto: Stadt Aachen/Andreas Schmitter - Die Vortragenden des Informationsabends in der Aula Carolina zu "Tihange und die Folgen"

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