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Bienenhotels
Gemeinsamer Ratsantrag der Fraktionen von CDU und SPD im Rat der Stadt Aachen vom 24.05.2019 (Geschäfts-Nr. 496/17)


Letzte Beratung
Dienstag, 10. Dezember 2019 (öffentlich)
Federführend
Fachbereich Umwelt
Originaldokument
http://ratsinfo.aachen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=20974

Erläuterungen:

Die Fraktionen von CDU und SPD im Rat der Stadt Aachen haben mit ihrem gemeinsamen Ratsantrag vom 24. Mai 2019 beantragt folgenden Beschluss zu fassen:

Der Rat der Stadt Aachen beauftragt die Verwaltung, an geeigneten Standorten im Aachener Stadt-gebiet sogenannte Bienenhotels zu errichten.“

Der Ratsantrag ist mit nachfolgender Begründung versehen:

„In Deutschlang leben über 560 verschiedene Wildbienenarten. Wir sind darauf angewiesen, dass sie und andere Insekten unsere Kulturpflanzen bestäuben. Mehr als die Hälfte der Wildbienenarten sind mittlerweile vom Aussterben bedroht. Einer der wesentlichen Gründe für das Wildbienensterben ist der Mangel an Nist-plätzen. Um diesem Problem entgegenzuwirken, eignet sich die Errichtung von sogenannten Bienenhotels.“

Der gemeinsame Ratsantrag von CDU und SPD wurde durch den Rat der Stadt Aachen am 19. Juni 2019 angenommen.

I. Stellungnahme der Verwaltung

Etwa 70 % aller Tierarten weltweit sind Insekten. Sie besiedeln nahezu jeden Lebensraum und sind damit ein wesentlicher Bestandteil der Biodiversität. Insekten erfüllen im Naturhaushalt wichtige ökologische Funk-tionen – als Blütenbestäuber von Wildblumen, Obstsorten und Ackerkulturpflanzen, bei der Zersetzung von pflanzlichen und tierischen Materialien oder als Nahrung für andere Tierarten wie Vögel, Amphibien, Repti-lien und Säugetiere. Allein für Deutschland wird der Wert der bestäubungsabhängigen landwirtschaftlichen Produktion pro Jahr auf mehr als 1,1 Milliarden Euro geschätzt.

In den vergangenen Jahrzehnten ist ein weltweiter Rückgang der Insektenbestände hinsichtlich Artenvielfalt und Häufigkeit feststellbar. Für Deutschland ist dieser negative Trend in den Roten Listen der gefährdeten Tierarten für mehr als 3.000 Insektenarten anhand von bundesweit repräsentativen Daten belegt. Wesentliche Ursachen für den Rückgang sind die Zerstörung und Veränderung der Lebensräume, die zu-nehmende Strukturverarmung sowie die Verinselung und Fragmentierung der Habitate.

[Quelle: Bundesamt für Naturschutz: Insektenrückgang – Daten, Fakten und Handlungsbedarf]

Neben unseren heimischen Wildbienen bieten Insektenhotels einer Vielzahl von Insektenarten (z. B. ver-schiedene Käferarten, Schwebfliegen, Schmetterlinge, Grabwespen, Florfliegen) eine geeignete Nistgele-genheit oder einen passenden Unterschlupf. Sie stellen deshalb aus Sicht der Verwaltung ein geeignetes Mittel dar, um der beschriebenen negativen Bestandsentwicklung mit relativ einfachen Mitteln entgegenzu-wirken. Der Fachbereich Umwelt hat bereits vor einigen Jahren damit begonnen, an geeigneten Stellen im Aachener Stadtgebiet Insektenhotels zu errichten.

Sämtliche Insektenhotels wurden bzw. werden in Eigenregie durch den Landschaftspflegetrupp* mit äußerst geringem finanziellen Aufwand gebaut. Seit 2010 wurden bislang jedes Jahr ein bis zwei Kästen an geeigne-ten Standorten wie Streuobstwiesen, Parkanlagen oder artenreichen Magerwiesen mit einem hohen Aufkom-men an Wildblumen aufgestellt. Selbst im innerstädtischen Bereich wie am Verwaltungsgebäude des Fach-bereichs Umwelt werden Insektenhotels von Wildbienen und anderen Insekten regelmäßig besetzt.

[* Der Landschaftspflegetrupp wurde initiiert im Rahmen des von der ARGE geförderten Kooperationsprojek-tes „Quo vadis“. Träger des Projektes sind das Sozialwerk Aachener Christen und die Stadt Aachen. Dem Landschaftspflegetrupp gehören derzeit 5 Maßnahmenteilnehmer (Langzeitarbeitslose) und ein Vorarbeiter an. Die fachliche Betreuung erfolgt durch einen Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde im Fachbereich Umwelt.]

Die vom Landschaftspflegetrupp selbst gebauten Insektenhotels sind etwa 0,5 m² große, zumeist an Stän-dern befestigte Kästen aus Holz und anderweitigen Naturmaterialien und bieten etwa 300 bis 500 Nistmög-lichkeiten für Wildbienen und weitere Insektenarten. Mittlerweile betreut der Fachbereich Umwelt 15 solcher Insektenhotels an den nachfolgend näher beschriebenen Standorten.

  • Fachbereich Umwelt (an der Rückseite des Gebäudes Reumontstraße 1, zum Bahngelände hin)
  • Gemeindeforstamt (neben dem Teich)
  • Streuobstwiese „Im Burdel“ (am Senserbach)
  • Streuobstwiese am Indeweg (im Naturschutzgebiet Indetal)
  • Streuobstwiese am Johannisbach
  • an der Grachtstraße (auf einer extensiven Magerwiesen im Naturschutzgebiet Indetal)
  • am Wanderweg Schroufgracht im Naturschutzgebiet Indetal
  • Streuobstwiese Haarberg
  • Haarberg Brache (natürliche Heckenlandschaft am Haarberg)
  • auf dem neu gestalteten Nirmer Platz in Eilendorf
  • Rosfabrik (innerstädtisches Quartier im Rosviertel)
  • Lousberg (an den alten Säulen)
  • Salvatorberg (im Pfennigsgarten)
  • Münsterstraße in Aachen-Brand (Einfamilienhaus-Siedlung in Ortsrandlage)
  • Münsterstraße in Aachen-Kornelimünster (am Vennbahnweg)

Weiterhin wurden seit 2010 auf den alle zwei Jahre stattfindenden Obstwiesenfesten eine größere Anzahl kleiner, etwa handtellergroßer Insektenhotels mit etwa 30 bis 50 Brutröhren an private Garten- und Balkon-besitzer*innen verlost.

Die Kosten für die Errichtung und den Bau der großen Kästen belaufen sich auf etwa 150,- € pro Stück.

Die kleinen „Aufhänger“ können zu einem Stückpreis von etwa 15,- € hergestellt werden.

Einige Anschauungsbeispiele bereits vorhandener Insektenhotels werden auf der folgenden Seite vorge-stellt.

Insektenhotels im Naturschutzgebiet Indetal (links) und am Haarberg (rechts)

Aufbau eines Insektenhotels an der Grachtstraße im

Naturschutzgebiet Indetal

II. Weitere Vorgehensweise

Die Verwaltung wird in den folgenden Jahren das Netz vorhandener Insektenhotels kontinuierlich weiter ausbauen.

Artenreiche Habitate mit einer hohen Pflanzenvielfalt und vielseitigen Nahrungsangeboten für Wildbienen und andere Insektenarten sind in den vergangenen Jahrzehnten – der bundesweiten Entwicklung folgend - jedoch auch in den Landschafts- und Naturräumen der Stadt Aachen seltener geworden.

Diesen negativen Trend zu stoppen und umzukehren ist Ziel des im Rahmen des „Bundesprogramms Biologische Vielfalt“ beantragten Kooperationsprojektes „FLIP – Förderung der Lebensqualität von Insekten und Menschen durch perfekte Wiesenwelten“, das am 10.12.2019 in der Sitzung des Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz durch die Projektleiterin Dr. Martina Roß-Nickoll ausführlich vorgestellt werden wird.

Kernziel des Projektes ist es, eine standortgerechte und artenreiche Vielfalt von heimischen Blühpflanzen der mittlerweile gefährdeten Glatthaferwiesen des Flach- und Hügellandes auf bislang intensiv genutzten Rasen innerstädtischer Grünflächen, artenarmen Wegerainen, Fettweiden und Vielschnittwiesen als Lebens-raum für zahlreiche Spinnen- und Insektenarten zu entwickeln bzw. wieder herzustellen. Diese im Sinne der biologischen Vielfalt hochgradig aufgewerteten Flächen werden sich in den kommenden Jahren als perfekte Standorte für weitere Insektenhotels eignen.

Darüber bieten Insektenhotels für Bürgerinnen und Bürger oder Bildungseinrichtungen, die sich im Natur-schutz und für den Erhalt der Biodiversität engagieren möchten, eine hervorragende Möglichkeit, selber aktiv zu werden. Kleinere Exemplare für den eigenen Garten oder Balkon können aus Naturmaterialien leicht selbst gefertigt oder im Handel für relativ geringe Beträge (kleinere Kästen werden bereits für weniger als 20,- € angeboten) erworben werden.

Dieser Aspekt soll ebenfalls im Zuge der geplanten umfassenden Bildungs- und Öffentlichkeitsmaßnahmen im Verlauf des FLIP-Projektes einer breiten Bevölkerung vermittelt werden und zu einer nachhaltigen Be-wusstseinsbildung beitragen.

 

 

Beschlussvorschlag:

Der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er beauftragt die Verwaltung in den nächsten Jahren zum Schutz und Förderung heimischer Insektenarten sukzessive weitere Insektenhotels an geeigneten Standorten zu errichten, Eigeninitiativen Aachener Bürgerinnen und Bürger durch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu fördern und in zwei Jahren über den Fortgang des Projektes zu berichten.

Der Ratsantrag Nr. 496/17 vom 24.05.2019 gilt hiermit als behandelt.

 

 

Finanzielle Auswirkungen

JA

NEIN

x

Investive Auswirkungen

Ansatz

2020

Fortgeschriebener Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Gesamt­bedarf (alt)

Gesamt­bedarf (neu)

Einzahlungen

0

0

0

0

0

0

Auszahlungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

- Verschlechterung

0

0

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

konsumtive Auswirkungen

Ansatz

2020

Fortgeschriebener Ansatz 2021

Ansatz 2022 ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Folgekosten (alt)

Folgekosten (neu)

Ertrag

0

0

0

0

0

0

Personal-/

Sachaufwand

1.000

1.000

1.000

0

0

0

Abschreibungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

- Verschlechterung

0

0

Deckung ist gegeben*

Deckung ist gegeben*

*Die Errichtung von Insektenhotels kann im Geltungsbereich des Landschaftsplans der Stadt Aachen aus Ersatzgeldmitteln finanziert werden, da sie einen wertvollen Beitrag zur Aufwertung des Naturhaushaltes leisten.

Zur Erläuterung:

Ersatzgeld wird durch die untere Naturschutzbehörde von Vorhabenträgern eingefordert, wenn die Beein-trächtigung von Natur und Landschaft nicht zu vermeiden oder der Eingriff nicht in angemessener Frist auszugleichen oder zu ersetzen ist. Die Höhe des Ersatzgeldes bemisst sich nach den durchschnittlichen Kosten der nicht durchführbaren Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme. Ersatzgeld ist zweckgebunden für Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege einzusetzen.

 

 

Anlage/n:

Ratsantrag Nr. 496/17 vom 24.05.2019


Anlagen können jeweils im Originaldokument eingesehen werden.

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  • Grachtstraße
  • Nirmer Platz
  • Indeweg
  • Reumontstraße
  • Münsterstraße
  • Gracht
  • Am Haarberg

Beratungsfolge

Dienstag, 10. Dezember 2019öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz

Art
Kenntnisnahme
Ausschuß
Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz
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