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Übersicht über die Angebote der Mehrsprachigkeit


Letzte Beratung
Mittwoch, 16. Juni 2021 (öffentlich)
Federführend
FB 56 - Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
Originaldokument
http://ratsinfo.aachen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=23413

Beschlussvorschlag:

Der Integrationsrat nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.


 

 

Erläuterungen:

Über die Hälfte der Weltbevölkerung wächst mit zwei oder mehr Sprachen auf. Es gibt knapp 200 Staaten, aber über 6.000 Sprachen. Mit Blick auf die Forschungslage wird deutlich, dass Mehrsprachigkeit viele Vorteile mit sich bringt. In diesem Zusammenhang ist vor allem die natürliche Mehrsprachigkeit, d. h. der Sprachschatz der Kinder, die mit zwei oder mehr Sprachen gleichzeitig aufwachsen, eine wichtige Ressource. Viele Kinder erleben bereits in den ersten Lebensjahren zwei und mehr Sprachen in ihrem familiären und sozialen Umfeld. Mehrsprachige Bildungsangebote sind Bestandteil einer interkulturellen Öffnung der Bildungseinrichtungen.

Die Förderung der Mehrsprachigkeit ist auch im reformierten Kinderbildungsgesetz NRW (KiBiz) zum 01.08.2020 verankert. In §19 Abs. 4 heißt es: „Die Mehrsprachigkeit von Kindern ist anzuerkennen und zu fördern. Sie kann auch durch die Förderung in bilingualen Kindertageseinrichtungen oder bilingualer Kindertagespflege unterstützt werden. Die Sprachentwicklung soll im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten auch in anderen Familiensprachen beobachtet und gefördert werden.“

Das KiBiz regelt die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen der Kindertagesbetreuung in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege in Nordrhein-Westfalen.

Aus wissenschaftlichen Studien geht hervor, dass multilingual erzogene Kinder zum Beispiel andere Fremdsprachen leichter erlernen, weil sie schon früh ein Gefühl für die Systematik hinter einer Sprache entwickeln.

Das Kommunale Integrationszentrum (KI) der Stadt Aachen hat die originäre Aufgabe, die Mehrsprachigkeit entlang der gesamten biografischen Bildungskette (Kindertageseinrichtung, Schule, Übergang Schule – Beruf) zu unterstützen und zu fördern. Die durch den landesweiten Verbund der Kommunalen Integrationszentren angebotenen Bildungsprogramme begleiten die Bildungsprozesse der Kinder mit Zuwanderungsgeschichte bereits ab dem ersten Lebensjahr.

Die Programme Griffbereit und Rucksack KiTa werden seit 1998 in NRW durchgeführt, evaluiert und kontinuierlich weiterentwickelt. Sie verknüpfen den Ansatz mehrsprachiger Bildung mit einem Konzept diversitätsbewusster Zusammenarbeit mit Familien und stärken somit die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Familien und Institutionen. Zur Durchführung von Griffbereit und Rucksack Kita muss seitens der Kindertageseinrichtungen eine Kooperationsvereinbarung mit den Kommunalen Integrationszentren NRW abgeschlossen werden.

Programm Griffbereit:

Das Programm Griffbereit richtet sich an Eltern mit und ohne internationale Familiengeschichte und an ihre Kinder zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr. Griffbereit fördert die frühkindliche Entwicklung durch konkrete kleinkindgerechte Aktivitäten und schafft eine wichtige Grundlage zum Erwerb von Sprachkompetenz. Die Mehrsprachigkeit wird dabei als Potenzial der Kinder aufgegriffen. Eine Griffbereit-Gruppe hat eine Laufzeit von neun Monaten und die Gruppengröße beträgt in der Regel zwischen sechs und zehn Eltern mit ihren Kindern.

Die Umsetzung des Programms wird folgendermaßen beschrieben:

Einmal wöchentlich treffen sich alle Familien, um gemeinsam zu spielen, zu singen, zu basteln und zu malen. Jedes Treffen beinhaltet folgende Rituale:

  • Begrüßungslied (wird in den Herkunftssprachen der Familien gesungen)
  • Griffbereit-Baustein mit Spielidee (wird in der Familiensprache ausgehändigt)
  • Gemeinsames Frühstück und paralleles Freispiel
  • Gemeinsames Aufräumen und
  • Abschiedslied.

Eltern und Kinder setzen sich in einen Kreis und führen gemeinsam die vorgestellte Spielidee durch. Die Spielanregung ist in drei Teile aufgebaut. Im ersten Schritt wird erklärt, was das Kind in diesem Baustein lernt, im zweiten Schritt welche Materialien benötigt werden und im dritten Schritt wie der Baustein umgesetzt wird. Im Baustein „cher anschauen“ wird zum Beispiel erklärt, welche Wörter das Kind lernt, welche Bücher in der Altersstufe geeignet sind und wie das Buch kindgerecht vorgelesen wird. Die Spielanregungen erhalten die Eltern in ihrer Familiensprache. Somit haben sie die Möglichkeit, alles gut zu verstehen und die Aktivitäten Zuhause zu wiederholen.

hrend des gemeinsamen Frühstücks haben die Eltern zudem die Möglichkeit, sich zu erzieherischen Themen auszutauschen.

Die Elternbegleiter*innen nehmen mit ihrer mehrsprachigen und interkulturellen Kompetenz eine Schlüsselfunktion beim Erreichen von Familien ein und stellen eine Brücke zwischen Familie und Bildungseinrichtung dar. Die Elternbegleiter*innen in den Gruppen der Stadt Aachen sprechen zurzeit folgende Sprachen:

  • Arabisch
  • Chinesisch
  • Englisch
  • Französisch
  • Italienisch
  • Marokkanisch
  • Russisch
  • Spanisch
  • Türkisch
  • Twi (Sprache in Ghana).

Das Griffbereit-Material ist bereits in 16 Sprachen übersetzt und das Programm wird in Kindertageseinrichtungen (Kitas), Familienzentren oder Familienbildungsstätten durchgeführt. In Aachen werden durchschnittlich jedes Jahr 10 bis 12 Griffbereit-Gruppen angeboten.

Programm Rucksack KiTa:

Das Programm Rucksack KiTa ist ein Elternbildungsprogramm und richtet sich an Eltern mit internationaler Familiengeschichte und an ihre Kinder zwischen vier und sechs Jahre, die eine Kita besuchen sowie an die Kitas, die von diesen Kindern besucht werden. Rucksack Kita ermöglicht Eltern Mitverantwortung im Bildungsbereich zu übernehmen und erweitert ihre Erziehungskompetenz. Dabei werden die Eltern als Experten*innenr das Erlernen der Erstsprache angesprochen, nicht orientiert an ihren Defiziten, sondern an ihren Stärken. Rucksack Kita bietet die Möglichkeit, die Mehrsprachigkeit der Kinder aufzugreifen und fördert systematisch die Sprachkompetenz von Kindern auf der Grundlage eines ganzheitlich-mehrdimensionalen Konzepts. Kinder werden von den Eltern in der Familiensprache und von den Erzieher*innen in der deutschen Sprache gefördert (Parallelisierung).

Die Eltern treffen sich für die Dauer von 9 Monaten wöchentlich für circa zwei Stunden zu gemeinsamen Rucksack-Aktivitäten in der Rucksack KiTa-Gruppe. Angeleitet werden sie dabei von einem*r qualifizierten und mehrsprachigen Elternbegleiter*in. Der*die Elternbegleiter*in zeigt den Eltern mit Hilfe der Rucksack-Kita-Materialien, wie sie ihr Kind zu verschiedenen Themen fördern können. Das Elternmaterial und die Übungsblätter behandeln 12 Themen aus der Lebenswelt der Kinder, wie z. B. Tiere, Körper, Kita, Essen und Trinken, Medienerziehung etc. Es wird den Eltern die Bedeutung von Literatur, Bilderbüchern, Liedern, die Bedeutung des Spielens und Malens sowie die Verbindung von Sprache und Handeln für die Erziehung ihrer Kinder vermittelt. Die Eltern führen die Aktivitäten in der darauffolgenden Woche zu Hause mit ihren Kindern durch.

Die Anbindung an die Kita ist eine Bedingung für die Durchführung des Programms. Die pädagogische Fachkraft arbeitet mit den Kindern parallel in der Kita am gleichen Thema wie die Eltern und fördert somit die deutsche Sprache. Die Kita und die Elterngruppe koordinieren dabei ihre Bildungsarbeit. Eltern und Erzieher*innen gehen eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft ein, die auch die interkulturelle Öffnung der Einrichtung unterstützt. Die Umsetzung des Rucksack-Kita-Programms ist mit großen Herausforderungen verbunden, da die Parallelisierung in der Kita ein wesentlicher Faktor ist.

Die Nachfrage ist in Aachen geringer als bei den Griffbereit-Gruppen. Im Durchschnitt werden in Aachen zwei bis vier Rucksack-KiTa-Gruppen angeboten. Die Materialien sind bisher in 15 Sprachen übersetzt.

Angebote während der Corona-Pandemie:

Das KI ist Ansprechpartner für circa 156 Kitas (städtische und in freier Trägerschaft), die Kinder, Eltern und pädagogische Fachkfte. Insbesondere die pädagogischen Fachkräfte werden zu Themen wie Mehrsprachigkeit, vorurteilsbewusste Erziehung und interkulturelle Öffnung der Kitas beraten und begleitet.

Das KI der Stadt Aachen steht während der Corona-Pandemie nach wie vor allen Bildungseinrichtungen im Bereich der Frühen Bildung beratend zur Seite und begleitet weiterhin die Prozesse der interkulturellen Öffnung.

Die interkulturelle Öffnung ist eine zentrale Voraussetzung für gleichberechtigte Zugangs- und Teilhabechancen aller Familien, insbesondere der Kinder.

Mit den bewährten Programmen Griffbereit und Rucksack KiTa bietet das KI den Bildungseinrichtungen gute Unterstützungsmöglichkeiten, um auch während der Corona-Zeit den Kontakt zu den Familien aufrecht zu erhalten. Angebote zur Familienbildung und Förderung der Mehrsprachigkeit konnten aufgrund des Kontaktverbotes in Zeiten des Lock-Downs nicht in gewohnter Weise in den Einrichtungen durchgeführt werden. Aufgabe des KI war und ist es, die Programme „Corona-konform“ anzupassen und alternative Angebote zu entwickeln. Auf die veränderte Situation wurden die Elternbegleiter*innen durch das KI vorbereitet. So wurden beispielsweise in den Programmen Griffbereit und Rucksack KiTa Materialpakete mit mehrsprachigen Informationen, Spielanregungen, Bastelvorschlägen und Liedern zusammengestellt und an die Elternbegleiter*innen versandt. Diese wurden dann von den Elternbegleiter*innen an die Familien verschickt oder nach den vorgegebenen Maßnahmen persönlich übergeben.

hrend der Pandemie konnten viele Kinder in Übergangswohnheimen keine Kita besuchen. Neben den sozialen Kontakten fehlte es an Spiel- und Beschäftigungsmaterialien in den jeweiligen Familiensprachen. Auch hier hat das KI mehrsprachige Materialpakete bereitgestellt. Zusätzlich zu den Programmen informiert das KI alle Kitas und Familienzentren anhand eines Infobriefes über aktuelle Angebote, Materialien und Informationen zur interkulturellen Öffnung. Weiterhin haben alle Kitas, Familienzentren und Familienbildungsstätten die Möglichkeit, sich bei Fragen oder anderen Anliegen per Telefon, Zoom-Meeting oder per E-Mail an das KI zu wenden. Qualifizierungsmaßnahmen für das pädagogische Fachpersonal zu Themen der diversitätssensiblen Arbeit in Kitas werden zurzeit in digitaler Form angeboten und die Resonanz der Teilnehmer*innen ist sehr positiv.


 

 

Finanzielle Auswirkungen

JA

NEIN

x

Investive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebener Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Gesamt­bedarf (alt)

Gesamt­bedarf (neu)

Einzahlungen

0

0

0

0

0

0

Auszahlungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

- Verschlechterung

0

0

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

konsumtive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebener Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Folge-kosten (alt)

Folge-kosten (neu)

Ertrag

0

0

0

0

0

0

Personal-/

Sachaufwand

0

0

0

0

0

0

Abschreibungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

- Verschlechterung

0

0

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):


Klimarelevanz

Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die

Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)

Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz

Die Maßnahme hat folgende Relevanz:

keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

x

Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:

gering

mittel

groß

nicht ermittelbar

x

Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung

Die Maßnahme hat folgende Relevanz:

keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

x

Größenordnung der Effekte

Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.

Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):

gering

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)

mittel

80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)

groß

mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):

gering

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)

mittel

80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)

groß

mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:

vollständig

überwiegend (50% - 99%)

teilweise (1% - 49 %)

nicht

nicht bekannt


Anlagen können jeweils im Originaldokument eingesehen werden.

Für eventuell vorhandene Übertragungsfehler haftet unserAC.de nicht, maßgeblich sind alleine die verlinkten Seiten und Dokumente der Kommunen. Sofern die Links auf die Einzeldokumente nicht mehr funktionieren, gelten die Links auf die Ratsinfosysteme bzw. deren Archive.

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Beratungsfolge

Mittwoch, 16. Juni 2021öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Integrationsrates - Achtung: ab 16.00 Uhr öffentliche digitale Vorberatung!

Art
Kenntnisnahme
Ausschuß
Integrationsrat
Details
Tagesordnung