Altstadtquartier Büchel Vom "Sträßchen" zum Altstadt-Lebensraum mit Bordellhaus
Worum geht's?
Der Bereich zwischen Büchel, Kleinkölnstraße, Großkölnstraße und Mefferdatisstraße soll in vier Baublöcken ein Quartier mit einem hohen Anteil von Wohnbebauung entwickelt werden.
Dafür wird nun das Bebauungsplanverfahren für das neue Altstadtquartier Büchel auf den Weg gebracht. Der Bebauungsplan ist noch nicht verabschiedet, das Projekt befindet sich in der Vorentwurfsphase - also in der Phase, wo Bürger noch durch Hinweise, Einwände und Ideen Einfluss nehmen können.
Schwerpunkte der Diskussion sind u.a.:
- Bordellbetrieb Antoniusstrasse
- Parkraum
- Funktionierender Einzelhandel statt aktuell grosser Leerstand
- Schaffung von bezahlbarem Wohnraum
November 2017
Sachstandsbericht im Planungsausschuss vom 9.11.
Am 23.11. fand im Aachener Zeitungsverlag dazu ein AZ-Forum statt - hier unser Twitter-Kurzprotokoll der Veranstaltung.
September 2017 - alles auf Anfang?
Im September 2017 nun hat Oberbürgermeister Marcel Philipp die Diskussion über den Standort des Rotlichtbezirks überraschend neu angestossen und laut überlegt, ob es nicht doch alternative Niederlassungsmöglichkeiten für den Bordellbetrieb ausserhalb der Innenstadt geben könne.
Der Rat ist irritiert, die Investoren freuen sich über die neue Diskussion eigentlich bereits verabschiedeter Beschlüsse.
Die Aachener Zeitung berichtet ausführlich:
AZ 4.9.: OB Philipps Alleingang im Rotlichtbezirk
AZ 5.9.: Büchel: Alleingang des Oberbürgermeisters schlägt hohe Wellen
AZ 7.9.: Büchel-Pläne und Bordelle: Helmut Falter hat die Nase voll
AZ 8.9.: Ein Investor will am Büchel nicht mehr mitziehen
AZ 8.9.: „Kein detaillierter Prüfauftrag des OB“
AZ 8.9.: Büchel: Investoren pochen auf Abschottung des „Laufhauses“
AZ 15.9.: FDP überzeugt: „Planungen am Büchel sind tot“
AZ 20.9.: Einzelhändler fordern: „Weg mit den Bordellen!“
Bericht über die Anhörung am 10. Juli 2017 in der Citykirche
Vorstellung der Planung
Zu Beginn stellte Stadtplanerin Heike Ohlmann den bisherigen Stand der Planung vor
- 50-60% Wohnraum, davon 20-40% gefördert - ansonsten Handel, Büros, Kita, Gastronomie
- 15-30% Grünflächen durch Bepflanzung von Dächern + Freiflächen
- Schaffung eines zentralen Platzes (u.a. mit Aussengastronomie)
- Bordell (mit 120-125 Zimmern) im östlichen Bereich der Antoniusstrasse - die nebeneinander stehenden Bordelle im "Sträßchen" sollen nun übereinander gestapelt werden - quasi ein Bordellregal oder neuschwedisch Lust-Billy :-)
- Bauliche Abgrenzung in der Antoniusstrasse zwischen Bordell und Wohnraum - mit Durchlässigkeit für Rettungsdienste
- Fußgängerzone im gesamten Bereich, Fahrerlaubnis für Anwohner mit Stellplätzen
- Abriss Parkhaus Büchel, kein Ersatz für die dort wegfallenden Kurzparkerplätze
- Zweigeschossiges Kaufhaus statt des Parkhauses
- in mehreren Bauabschnitten sollen Tiefgaragen unter den Häusern entstehen (Ausnahme sind die denkmalgeschützten Häuser)
- Berücksichtigung des Aachener Themas "Wasser"
Dies alles ist ausführlich nachzulesen im Erläuterungsbericht der Stadt Aachen:
aachen.de
Ein Großteil der Diskussion drehte sich um die Bereiche Bordellbetrieb, Eigentumsverhältnisse und Parken - leider waren nur sehr wenige Menschen unter 40 anwesend. Es wäre schön, wenn davon im weiteren Beteiligungsverfahren mehr teilnehmen würden...
BORDELLBETRIEB ANTONIUSSTRASSE:
Vorweg: Es gibt einen Grundsatzbeschluss der Aachener Politik, den Bordellbetrieb in der Antoniusstraße zu belassen und nicht an den Stadtrand zu verlagern.
Rückmeldungen aus dem Publikum:
- Warum gab es keine *offizielle* Bürgerbefragung, ob der Bordellbetrieb in der Innenstadt bleiben oder an den Stadtrand verlegt werden soll?
- Wo sollen die Kunden des Bordells parken, wenn es keine Kurzparkerplätze gibt?
- Bessere Kontrollmöglichkeit durch Polizei und Sozialdienste und damit bessere Gewährleistung von Sicherheit und Arbeitsbedingungen der dort tätigen Frauen bei Verbleib des Rotlichtbezirks in der Innenstadt.
- In einem zentralen Haus ist die Schaffung von Beratung und Sozialräumen für die Frauen möglich (und erwünscht).
- Zugang zum "Häuschen" (ist ja dann kein "Sträßchen" mehr) - durch die Antoniusstrasse zu gehen ist "Folklore" - in ein Haus zu gehen ist eher "zielgerichtet" => will "Mann" dabei gesehen werden?
- Wie sollen die Einrichtung einer Kita und der Betrieb eines Bordells um die Ecke zusammen passen?
Insgesamt schien das gestrige Publikum mehrheitlich den weiteren Verbleib des Bordellbetriebs im Viertel zu befürworten - es gab zweimal Szenenapplaus, als es um die (gute) Integrierbarkeit und die Sicherheit + Arbeitsbedingungen der Frauen ging.
EIGENTUMSVERHÄLTNISSE:
Es wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass viele der Gebäude in Privatbesitz und nicht im Besitz der Stadt bzw. des Investors sind. Es kam die Frage auf, wie man diese Häuser bereits in eine Planung mit einbeziehen kann, wenn sie einem nicht gehören.
Diese Fragen wurden mit Verweis auf die noch frühe Planungsphase beantwortet - irgendwann muß man einmal beginnen, einen Plan aufzustellen. Wenn dieser dann vorgestellt wird, beginnt die Phase, in der die Anwohner und Eigentümer zu diesem Plan Stellung beziehen und Einfluß nehmen können und sollen - diese Phase ist JETZT.
Also: schaut Euch die Informationen und Pläne gut an, wendet Euch mit Euren Eingaben an die Stadt und nehmt vor allem aktiv am weiteren Beteiligungsverfahren teil!
PARKEN:
Das Parkhaus Büchel soll zum gefühlt 10. Mal nun abgerissen werden und durch ein Kaufhaus ersetzt werden.
Hierzu machte sich im Publikum im Wesentlichen Ungläubigkeit - v.a. auch Ungeduld - breit, dass es jetzt tatsächlich auch im echten Leben passieren wird.
Zum Thema Parken für Bordellbesucher merkte jemand via twitter an:
Auf dem Rad oder per ÖPNV ins Bordell - das würde vielleicht den Weg freimachen für den ersten Ökopuff Deutschlands :-)
Antworten des Podiums
Zeithorizont des Projekts?
Auf die Frage aus dem Publikum, ob man sich jetzt in einem oder in zehn Jahren nach einer neuen Wohnung umsehen müsse gab es eine zwar lange, aber inhaltlich sehr kurze Antwort seitens des Fachbereichsleiters Stadtentwicklung. Letztendlich scheint es aktuell keine halbwegs belastbare oder angedachte Zeitplanung zu geben.
Hier gab es wieder den Verweis auf das sehr frühe Stadium der Öffentlichkeitsbeteiligung in dem man Einwände sammele.
Wie kann man dauerhaft Einzelhandel ansiedeln, obwohl aktuell ein hoher Leerstand vorherrscht?
Im Wesentlichen durch ein attraktives Umfeld inmitten der Altstadt, ein gutes Wegekonzept und den Anschluss an die Fußgängerzone.
Bleiben die Investoren?
In den letzten Jahren wurde in der Stadt in viele Bauprojekte - namentlich u.a. durch die Landmarken AG - investiert. Gerade hinsichtlich der Einkaufsflächen scheint "der Markt" hier gesättigt zu sein. Auch besteht seitens der Bevölkerung ein nach wie vor hoher Bedarf an bezahlbarem statt hochpreisigem Wohnraum - bleibt es unter diesen Umständen bei den zugesagten Investitionen?
Die Antwort des Planungsdezernenten geriet in den Bereich der Vermutungen: wenn sich an den Plänen nicht allzuviel ändere und ein hoher Wohnbestand zugesagt werde, würde es wahrscheinlich bei den Zusagen bleiben.
Was meint Ihr?
Sind das berechtigte Einwände mit dem Ziel mehr Lebensqualität, Sicherheit und ein attraktives gut bewohnbares Stadtviertel zu ermöglichen oder ist das eine Kampagne mit dem Ziel, z.B. höhere Preise für Wohnraum zu erreichen?
Wir freuen uns, wenn ihr im Folgenden einen Kommentar hinterlasst.
Wann wird was gegen die unhaltbaren Zustände in der Peterstraße unternommen? Speziell vor Rossmann und Netto spielen sich täglich grausige Szenen ab.
Das allerwichtigste ist, dass man das jetzt ganz schnell (1-2 Jahre!!!) durchboxt. Die Innenstadt hat merklich an Image verloren, Touristen wenden sich ab, Aachener können diese heruntergekommene Verwahrlosung auch nicht mehr ertragen. Dazu dringend noch eine Aufwertung der Adalbertstrasse (Peek&Cloppenburg), denn auch hier kann von Flair keine Rede mehr sein.