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12. Oktober 2016 Äthiopien - Übersicht über die Fluchtursachen

Wie ist die Situation in Äthiopien im Jahre 2016 - warum fliehen die Menschen?

Äthiopien

Äthiopien hat eine Fläche von ca. 1,1 Mio. km2, davon ca. 100.000 Wasser und 74 Mio. ha potentiell agrarisch nutzbares Land.

Äthiopien war nie kolonisiert.

Was die Wasservorkommen angeht, liegt Äthiopien an der 7. Stelle in der Welt. Dennoch sind zwischen
5 und 15 Millionen Menschen stets von Lebensmittelhilfe abhängig. Die Landflucht ist groß.

Seit Mitte der 70er Jahre ist Land verstaatlicht. Im Jahr 2014 betrug die externe Staatsverschuldung bei 12 Mil. USD. Der Staat unterhält mehrere große Projekte wie Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) und Zuckerfabriken.

Äthiopien hat ca. 95 Mio. Einwohner und 83 Sprachen. Die großen Volksgruppen, die Oromos und die Amaras zählen jeweils etwa 35 und 30 Mio.

Die Hauptgründe zur Flucht

Totale Herrschaft:
In fast allen Schaltstellen der Machtstrukturen wie Armee, Geheimdienst und Polizei sowie Unternehmen wie Ethio-Telekom, Äthiopien Airlines, Staatsbanken, Logistikunternehmer, Bergbau, etc. sitzen Tigres als Funktionäre und Manager. Somit besitzt bzw. beherrscht die regierende Elite 60 bis 70 % der Vermögen des Landes.

Spannung:
Rund 50% der Bevölkerung sind Orthodox-Christen, 30% Moslems. Ethnische und religiöse Konflikte gibt es nicht; es sei denn sie sind von der Regierung geschürt. Wer sich nicht instrumentalisieren lassen möchte, hat es schwer. So musste der offiziell gewählte Patriarch flüchten und viele Vertreter der Moslems sitzen im Gefängnis.

Annexion:
Tigrai hat große Gebiete der Amaren und Afar einverleibt und dabei tausende Menschen getötet und zehntausende vertrieben um groß und ggf. von Äthiopien unabhängig werden.

Landgrabbing:
Die illegitime oder illegale Aneignung von Land, wird von einheimischen und internationalen Akteuren betrieben. Über 3,5 Millionen ha Land wurden in den letzten Jahren transferiert. Das fruchtbare Land wurde illegal: von den armen Bauern in Amara, Oromia, Afar, Gambella und Omo Regionen konfisziert und an ausländische Agrarkonzerne für ein paar Dollar pro Hektar für 30 bis 90 Jahre verleast.

Verarmung:
Aufgrund veralteter Produktionsmethoden, Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Umweltzerstörung durch Waldrodung sowie Einsatz von Pestiziden und Insektiziden, etc. ist an vernünftige Versorgung kaum zu denken. Die Arbeitslosigkeit ist extrem hoch.
Daher gibt es in verschiedenen Regionen des Landes immer wieder Demonstrationen und kleine Kriege. In den letzten zweieinhalb Jahrzenten wurden zehntausende aus politischen und religiösen Gründen getötet. Zurzeit gibt es 50.000 bis 70.000 Gefangene in offiziellen und inoffiziellen Gefängnissen. So fliehen hunderttausende um ihr Leben zu retten.

Fluchtwege

Hundertausende flüchten jährlich in die arabischen Länder um mehr oder weniger als Sklaven zu arbeiten. Auf dem Weg dahin verlieren Tausende im Roten Meer und in der Wüste ihr Leben. Andere Flüchtende gehen nach Somali Land, Kenia, Tansania, Uganda, Mozambik, Malawi, etc. und vor allem Südafrika. Auf der Flucht werden viele wegen illegaler Überschreitung verhaftet und sitzen zum Teil im Gefängnis.

(Text: Eshetu Wondafrash - Newsletter Integrationsrat Stadt Aachen)


Weitere Infos:
Länderberichte Äthiopien auf ecoi.net
Innerstaatliche Konflikte in Äthiopien
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Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Merkel und dem Ministerpräsidenten der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien, Hailemariam Desalegn (11.10.2016)

 

 

Kategorien:
Flüchtlingshilfe