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Das "Bunte Band" Würselen - ein (Förder-)Projekt für mehr Biodiversität in unserer Stadt


Letzte Beratung
Dienstag, 07. September 2021 (öffentlich)
Federführend
Fachdienst 4.3
Originaldokument
http://ratsinfo.wuerselen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=5828

  1. Der Ausschuss für Umwelt, Stadtentwicklung und Mobilität nimmt die Ausführungen der Verwaltung zum „Bunten Band Würselen“ – ein Projekt für die Vernetzung von Blühflächen und –streifen sowie ökologisch wertvolle Grünstrukturen im Stadtgebiet – zur Kenntnis.
  2. Der Ausschuss für Umwelt, Stadtentwicklung und Mobilität beauftragt die Verwaltung, im Rahmen des REACT-EU-Förderprogramms „Grüne Infrastruktur“ einen entsprechenden Förderantrag beim Land NRW zu stellen.

gez. Nießen, 25.08.2021 . gez. von Hoegen, 18.08.2021______.

Bürgermeister Erster u. Techn. Beigeordneter

gez. Schierp, 11.8.2021 . gez. Stolten, 13.08.2021 .

Fachdienstleiterin FD 4.3Fachdienstleiter KDW

gez. Püll , 09.08.2021 . gez. Kaiser, 11.08.2021 .

Sachbearbeiterin Kämmerer

 

 

Darstellung des Vorgangs:

Das Programm REACT-EU und seine Ziele

In Zeiten der Covid-19-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig Grün- und Freiräume oder der Zugang zu Naherholungsflächen für die Lebensqualität der Bevölkerung sind besonders im bevölkerungsreichsten und am dichtesten besiedelten Land Nordrhein-Westfalen war der Aufenthalt an der frischen Luft doch phasenweise die einzige Möglichkeit, sich außerhalb der eigenen vier Wände aktiv zu bewegen und soziale Kontakte zu pflegen. Grünzüge, Parks, Straßenbegleitgrün und Schutzgebiete in unmittelbarer Nähe zum Wohnumfeld haben durch ihre Artenvielfalt und einer Vielzahl an Ökosystemleistungen nachweislich eine sehr positive Wirkung auf die psychische und physische Gesundheit der Menschen.

Mit dem REACT-EU-Unterprogramm „Grüne Infrastruktur“ wurde eine Aufbauhilfe geschaffen, die es Städten und Kommunen ermöglicht, die urbanen Freiflächen nicht nur attraktiver zu gestalten, sondern auch zukunftsfähig und nachhaltig zu machen.

Vorhaben des REACT-EU müssen allerdings bis spätestens Ende März 2023 abgeschlossen sein.

Kommunen sind laut dem Förderaufruf berechtigt eine Förderquote von bis zu 100 % zu beantragen.

Was ist das „Bunte Band Würselen“?

Das Interesse der Bürgerschaft an Urbanem Grün ist nicht erst seit der Covid-19-Pandemie groß; so zeigt eine bereits im Jahr 2010 durchgeführte Forsa-Umfrage, dass sich mehr als die Hälfte der Bundesbürger*innen eine deutlich bessere Pflege öffentlicher Grünanlagen wünscht und stärker als bisher an der Grünpolitik beteiligt werden möchte. Das ‚Einmischen reicht vom Mitreden wollen bis hin zur Übernahme von Verantwortung für öffentliche Freiräume.

Dies zeigen auch entsprechende Anträge aus der Politik und vermehrte Nachfragen aus der Bürgerschaft in den vergangenen Jahren. Mit dem „Bunten Band Würselen“ sollen diese nun vereint und in ein ganzheitliches Konzept zusammengefasst werden.

Zwei Wegeachsen, die drei Stadtteile Würselens miteinander verbinden und von Fahrradfahrern und Fußngern gleichermaßen gerne genutzt werden, sollen durch ein besonderes Erlebnis eine Aufwertung erfahren. Linienbiotopartig werden Blühflächen durch mehrjährige ansprechende Bhmischungen, Staudenbeete und Langgraswiesen geschaffen, zur Erhöhung der Biodiversität, unter besonderer Berücksichtigung der blütenbestäubenden Insekten und der einheimischen Singvögel. Die Aufwertung der Wegeverbindungen durch blühende Pflanzen mit geringem Pflegeaufwand ist das Ziel. Durch das Anlegen der Blühflächen und Staudenbeete sollen die Freiräume zum einen eine ästhetische Bereicherung erfahren, zum anderen aber auch den Menschen ausgiebige Möglichkeiten zu Naturerfahrungen bieten. Von den Sämereien der Stauden und Wildblumen und (besonders während der Brutzeit) den Insekten, ernähren sich wiederum die einheimischen Vögel. Möglichst unmittelbar angrenzende extensivierte Wiesenbereiche mit pollen- und nektarreichen Pflanzen, ergänzt durch Steinhaufen und Wurzelstubben bieten neben Nahrung auch Versteck-, Rückzugs- und sogar Überwinterungsmöglichkeiten. Die Integration von Insektenhotels, Nist-Türmen, aber auch Wasserstellen, die als Trinkwasserbrunnen oder Wasserspiel gestaltet werden sollen und damit als Anziehungs- und Treffpunkt dienen, gewährleisten eine Wasserversorgung bei Trockenheit für die Insekten, Vögel und Wildtiere zum einen und Erfrischung für den Menschen zum anderen und bereichern das Erlebnis, die Route entlang zu fahren oder zu laufen.

Verbindungen zu Grünflächen der Wohngebiete, zu bereits vorhandenen Ausgleichsflächen oder durch Aufwertung des Grünmobiliars kreuzender Straßen werden angestrebt und unterstützen die Vernetzungsstrategie. So soll bspw. die Grünausstattung der Nordstraße dahingehend erneuert werden, dass die problematischen Straßenbäume (überwiegend Erlen), die bereits umfangreiche Schäden an öffentlichem und privatem Eigentum verursacht haben, durch klimaangepasste Straßenbäume ersetzt und die z.T. großen Baumscheiben mit einer ansprechenden Staudenbepflanzung ausgestattet werden.

Ein weiterer Themenschwerpunkt des Förderantrags bildet die Aufwertung von mindestens acht Kreisverkehren im Stadtgebiet. Als Vorbild für deren Gestaltung - sowohl optisch, als auch im Hinblick auf das Nahrungsangebot für blütenbestäubende Insekten dient bspw. der Kreisverkehr L223/Jülicher Straße/Lindener Straße, der kürzlich von der KDW unter Verwendung umfangreicher Staudenspenden gestaltet worden ist und sich sehr ansprechend entwickelt hat. Nach Auskunft von Straßen NRW hat die Stadt Würselen die Möglichkeit, über eine Vereinbarung die Gestaltung der Kreisverkehre in die eigene Hand zu nehmen.

Das „Bunte Band“, das im Stadtgarten beginnt, soll unter anderem auch die Aufwertung der ehemaligen Pavillonfläche berücksichtigen denkbar ist hier bspw. die Gestaltung eines Naturerlebnis-Klassenzimmers. Des Weiteren soll die Umgestaltung und ökologische Aufwertung des Stadtgartens zu einer öffentlichen Fläche mit hoher Akzeptanz und einer verbesserten sozialen Kontrolle führen. Angestrebt wird, Freiräume zu Verknüpfungs- und Kommunikationsräumen zwischen Bildungseinrichtungen, Vereinen, Organisationen und Bürgerschaft zu entwickeln und entsprechend zu gestalten.

Alle Maßnahmen zur Realisierung des Bunte Band Würselen werden über Vergabeverfahren durch Fremdfirmen durchgeführt.

Ein Übersichtsplan in der Anlage skizziert grob einen möglichen Verlauf des „Bunten Band Würselens“ und einige Maßnahmenvorschläge.

Öffentlichkeitsarbeit:

Ein Projekt wie das „Bunte Band“ bedarf einer umfänglichen Beteiligung. Sowohl die Bürgerinnen und Bürger als auch Standortbetroffene Institutionen wie Schulen, Kitas und Wohnheime, sollen kontaktiert und während der Projektausarbeitung aktiv eingebunden werden, bspw. ob Interesse an einem Hochbeet zum Gärtnern, einer Patenschaft für eine Nisthilfe, einem Nistturm oder ähnliches besteht. Dadurch wird die Identifikation mit dem Projekt erhöht und Vandalismus vorgebeugt.

Unverzichtbar ist auch der Entwurf eines Logos für das „Bunte Band“ - kleine, optisch ansprechende und regelmäßig platzierte Schilder mit dem Logo sorgen für einen hohen Wiedererkennungswert entlang der Blühwege.

Wiederkehrende Berichterstattung in der Presse ist nicht nur obligatorisch bei der Umsetzung des Förderprogramms, sondern trägt auch dazu bei, dass das „Bunte Band“ bei seinen Bürgerinnen und Bürgern stets präsent ist.

Pflege der neuen Flächen:

Die Umgestaltung in Blühflächen, Staudenbeete und Langgraswiesen zieht die Umstellung auf ein nachhaltiges, ökologisch ausgerichtetes Pflegemanagement mit sich. Dazu gehört die Schulung der Mitarbeitenden der KDW z.B. zum Thema Anlage und Pflege von Staudenbeeten und der Umgang mit Staudenpflanzen ebenso, wie die Anschaffung von geeigneten Mähmaschinen für die Pflege der Langgraswiesen und andere spezielle Gerätschaften. Auch diese Kosten sind förderfähig.

Mineralisch gemulchte Staudenbeete sind zwar im Vergleich zu Blühflächen kostenintensiver, sind aber ganzjährig optisch ansprechend und müssen nicht jedes Jahr neu angelegt werden. Die Vermehrung der Stauden ermöglicht langfristig die Eigenversorgung für neu anzulegende Beete durch Entnahme von Ablegern oder durch Teilung der Stauden. Zwar werden durch das „Bunten Band“ viele neue Flächen geschaffen, die auch gepflegt werden müssen, jedoch reduziert sich die Pflege besonders bei der Anlage der mineralisch gemulchten Staudenbeete und der Langgraswiesen auch, so dass hier wiederum Kapazitäten frei werden.

Bei der Pflegeunterstützung durch die Bürgerinnen und Bürger hat sich das Engagement von privaten Personen häufig als nicht besonders dauerhaft herausgestellt. Langfristiger bewährt haben sich z.B. Patenschaften mit Schulen, Vereinen und Initiativen. Dabei kann über Exklusivität Interesse geweckt werden, im Sinne von ‚Du darfst dich kümmern. Diese Strategie verfolgt bspw. die Stadt Münster: Hier macht die Stadt zunächst den Wert der Grünflächen deutlich und verbessert das Image. So können Flächen erfolgreicher vermittelt werden.

Fazit:

Die Teilnahme an dem REACT-EU-Förderprogramm mit dem Projekt „Buntes Band Würselen“ bietet der Stadt die große Chance, innerstädtische Grünflächen großflächig aufzuwerten, die urbane Biodiversität zu steigern, und Stadtteile attraktiv zu vernetzen; dabei werden Anwohnende, aber auch Schulen, Vereine und Organisationen eingeladen, durch Patenschaften aktiv mitzuwirken. Würselen wird mit dem Bunten Band“ um eine Attraktion reicher werden, möglicherweise auch ein touristisches Highlight setzen können und begibt sich auf einen nachhaltigen, ökologischen und damit zukunftsfähigen Weg.

 

 

Finanzielle Auswirkungen:

Die Förderquote für das REACT-EU-Programm beträgt bis zu 100 % Da auch neue Flächen angelegt werden, die zu pflegen sind, andererseits aber auch durch die Art der Bepflanzung bzw. Pflege wiederum Kapazitäten frei werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt keine konkrete Aussage darüber getroffen werden, ob langfristig höhere Pflegekosten auf die Stadt zukommen.

Derzeit geht der Fachdienst 4.3 von einer Gesamtsumme von 400.000 500.000 € im Umsetzungszeitraum des REACT-EU Programms aus. Darin inkludiert sind sowohl die Kosten für die Projekterstellung inkl. Öffentlichkeitsbeteiligung, Material- und Anlagekosten, Einkauf von Gerätschaften und entsprechende Schulungen.

Die Förderung erfolgt als Projektförderung im Wege der Ausgabenerstattung, d.h. die Stadt muss in Vorleistung gehen, bis die Fördermittel nach Abschluss des Projekts überwiesen werden. Dafür kann ein Haushaltsansatz über eine APL gebildet werden, so dass ein Nachtragshaushalt nicht erforderlich ist. r die Anschaffung zweier spezieller Mäher und eines Ladehäckslers für die Langgraswiesen (geschätzte Kosten insg. ca. 65.000 ) ist jedoch nur eine Teilfinanzierung (mind. 50 % = 32.500 €) möglich, so dass entsprechende Haushaltspositionen zur Finanzierung für den Eigenanteil herangezogen werden müssen.

Auswirkungen auf die Stadt der Kinder:

Insbesondere für die psychosoziale Entwicklung von Kindern, aber auch von Erwachsenen, haben Grünflächen große Bedeutung. Außerdem trägt Stadtgrün positiv zu Naturerfahrung und Umweltbildung bei. Für die Kinder und Jugendlichen der Stadt Würselen ermöglicht das „Bunte Band“ eine Vielzahl von Naturerfahrungen und die Beobachtung von Wildtieren. Das Projekt zielt auch darauf ab, Lernräume zeitgemäß und zukunftsorientiert zu entwickeln, z.B. durch die Installation eines Grünen Klassenzimmers und ermöglicht Kitas und Schulen, anhand von Patenschaften aktiv für die Umwelt tätig zu werden.

 

 

Anlage/n:

Übersichtsplan


Anlagen können jeweils im Originaldokument eingesehen werden.

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Dienstag, 07. September 2021Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Stadtentwicklung und Mobilität

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