Der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss beschließt, ab 2020 Radservicestationen der Caritas Betriebs- und Werkstätten GmbH im Stadtgebiet Würselen aufzustellen, wenn die Finanzierung im städtischen Haushalt ab 2020 gesichert werden kann. Die Verwaltung wird beauftragt, mit den örtlichen (Zweirad-)Händlern in Kontakt zu treten, um durch Sponsoring und/oder Wartungsverträge die Gesamtkosten bzw. Unterhaltungskosten für zunächst drei Stationen reduzieren zu können.

gez. Nellesgez.: von Hoegen .

BürgermeisterErster u. Techn. Beigeordneter

gez.: Schmitz-Gehrmanngez.: Püll .

FachdienstleiterSachbearbeiterin

gez. Bremen

Stadtkämmerer

Darstellung des Vorgangs:

Die Caritas Betriebs- und Werkstätten GmbH (CBW) aus Eschweiler hat für den Fall einer unerwarteten Reifenpanne mit dem Fahrrad, luftbereiften Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator eine Radservicestation entwickelt. Gelockerte Schrauben können festgedreht und Ketten repariert werden; Änderungen der Sattel-/Lenkradeinstellung können mit dem vorhandenen Werkzeug durchgeführt oder einfach nur Luft nachgefüllt werden. Die aus Edelstahl hergestellten und mit einer Pulverbeschichtung versiegelten, ca. 1,5 m hohen Säulen stehen auf einer Grundplatte von 80 x 80 x 40 cm. Sie sind mit diversen Werkzeugen ausgestattet; so enthält das Standardpaket beispielsweise Kreuzschlitz- und Torx-Schraubendreher, Maul- und Imbusschlüssel, Kettennieter, Speichenspanner, Reifenmontagewerkzeug sowie eine Pumpe mit Adapter für alle Ventile. Zusätzlich bietet sie eine Aufhängung für Reparaturen an Fahrrädern und Skateboards (s. dazu auch Anlage 1).

Das Werkzeug ist durch Stahlseile an der Station befestigt und somit vor Diebstahl geschützt. Personen mit geringer Erfahrung können mit ihrem Smartphone oder Tablet mittels QR-Code diverse Anleitungen als Unterstützung für die Instandsetzung abrufen. Gebaut werden die Radservicestationen von Menschen mit Assistenzbedarf.

Die Radservicestation passt gut in die Konzeption der Stadt Würselen, das Fahrradfahren und die Nutzung von E-Fahrzeugen und des ÖPNV attraktiver zu machen und dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Z.T. noch im aktuellen Haushaltsjahr sollen am Parkhotel und am Markt Mobilitätsstationen entstehen: Hierzu zählen je eine Pedelec-Verleihstation von Velocity, eine E-Ladesäule, und am zentralen ÖPNV-Verknüpfungspunkt Parkhotel zusätzlich eine Dynamische Fahrgastinformation (DFI) und eine überdachte Fahrradabstellanlage. Eine weitere Cambio-CarSharing-Station für Würselen ist ebenfalls geplant. Eine Reparatursäule an den beiden Mobilitätsstationen erweitert das Angebot noch und unterstützt die Bemühungen der Stadt, das Mobilitätsangebot in Würselen nachhaltig zu gestalten. Am Standort Markt führt unmittelbar der Premiumradweg vorbei und in fußläufiger Entfernung befindet sich außerdem eine Skateranlage im Stadtgarten.

Auch der Standort Morlaixplatz mit seinen Außengastronomien hat eine hohe Aufenthaltsqualität und eine dritte Servicestation am Rathaus würde sich somit anbieten. Wenn die Säule unter das Vordach platziert wird, kann eine Montage/Reparatur auch im Trockenen ausgeführt werden. In der Zeit vom 07.02. bis zum 15.03.2019 stand eine solche Radservicestation vor dem Haupteingang des Rathaus Morlaixplatz; den Teilnehmer*innen des Arbeitskreises Klimaschutz, der am 13.02.2019 in Würselen tagte, wurde die Station im Rahmen einer Präsentation durch den Geschäftsführer der CBW detailliert erläutert. Die Mitglieder des Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss wurden in der Sitzung am 14.02.2019 auf die Reparatursäule vor dem Rathaus aufmerksam gemacht. In diesem Zeitraum konnten bereits einige Radfahrer*innen das Werkzeug in der Säule für kleinere Reparaturen nutzen. Für Autos finden sich solche Servicestationen an nahezu jeder Tankstelle - darum sollte es zumindest an einigen Standorten im Stadtgebiet vergleichbare Möglichkeiten auch für Radfahrer geben. Sollten sich die drei Säulen in der Würselener Innenstadt bewähren, sollen in Bardenberg und in Broichweiden ebenfalls Servicestationen aufgestellt werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass durch den Bau der Radservicestationen Menschen mit Assistenzbedarf bei der Eingliederung in das Arbeitsleben unterstützt werden – dabei legt die CBW besonderen Wert auf die persönliche Entwicklung, selbstbestimmte Teilhabe und Lebensqualität der Mitarbeiter*innen.

Erfahrungen anderer Kommunen haben gezeigt, dass die öffentlichen Stationen immer dann ohne gravierende Vandalismusschäden stehen, wenn der Standort sich in einem stark frequentierten und/oder geschützten Bereich befindet. Empfehlenswert seien insbesondere Standorte mit hoher sozialer Kontrolle und einer hohen Radlerfrequenz. Einzelne Fälle von Vandalismus wurden von einigen Städten und Gemeinden gemeldet, jedoch nicht als schwerwiegend eingestuft.

Kosten und Wartung

Eine Radservicestation ist ab 1.750,00 € pro Stück zu haben; dazu kommen Kosten für das Werkzeugpaket, das in Absprache mit dem Käufer bestückt wird und ca. 75,- € kostet. Die Stationen können aber auch gemietet werden: Pro Säule werden dann monatlich mindestens 75,- € fällig.

Unabhängig von Kauf oder Miete erfolgen Wartung, Service und Reinigung der Stationen in einem Dienstleistungspaket, das mehrere Serviceeinsätze pro Jahr umfasst. Auch diese Arbeiten werden von Menschen mit Assistenzbedarf ausgeführt. Pro Jahr und Station sind hier Kosten von 550,- € zu veranschlagen - allerdings kann der Preis in Abhängigkeit von der Anzahl der Stationen im Stadtgebiet noch reduziert werden. Alle Preise verstehen sich zzgl. 7 % Mehrwertsteuer.

Das Forum Vogelsang IP und das Kreishaus Euskirchen haben bereits positive Erfahrungen mit den Radservicestationen gemacht; der Kreis Euskirchen plant derzeit einen weiteren Standort. Im Stadtgebiet Aachen hat ein namhafter Zweirad-Handel die Servicestationen geordert und an unterschiedlichen Standorten aufstellen lassen oder die Aufstellung geplant. Das Design der Stationen wird dann entsprechend der Farbe und dem Logo der Firma gestaltet. Auch Wartung, Reinigung und Service übernimmt der Zweiradhandel.

Zur Zeit werden auch in Würselen Anfragen an den örtlichen Fahrradhandel gestellt, ob Interesse besteht, ähnlich dem Aachener Zweiradhändler die Servicestationen im eigenen, werbeträchtigen Design herstellen und an einem oder mehreren Standorten im Stadtgebiet aufstellen zu lassen und auch die Serviceeinsätze zu übernehmen.

Möglich ist aber auch eine Anschaffung durch die Stadt Würselen und ein Sponsoring der Fahrradhändler durch die Serviceeinsätze gegen Werbung auf den Stationen. Sollten die Zweiradhändler kein Interesse an dem Sponsoring zeigen, können auch andere ortsansässige Unternehmen angefragt werden.

Eine Wartung der Säulen durch die KDW ist aus Gründen der Personalausstattung derzeit nicht möglich.

In diesem Jahr sollen diese Voraussetzungen für das Aufstellen der Säulen geklärt werden, damit 2020 die Stationen an den drei erwähnten Standorten installiert werden können. Der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss wird gebeten, einen entsprechenden Grundsatzbeschluss zu fassen, wobei die Finanzierung erst bei den Haushaltsberatungen 2020 geklärt werden muss.

Finanzielle Auswirkungen:

Die Kosten für drei Servicestationen belaufen sich auf 5.250 € zuzüglich 7% Mehrwertsteuer (= 367,50 €, gesamt 5.617,50 €).

Das Servicepaket für drei Stationen im Stadtgebiet beträgt jährlich 1.765,50 € (= 1.650,- € zzgl. 115,50 € Mehrwertsteuer).

Für das HHJ 2020 sind 7.383,- € Anschaffungskosten zzgl. Servicepaket bereitzustellen; für die Folgejahre belaufen sich die Kosten auf 1.765,50 € pro Jahr, wobei eine Reduzierung der Wartungskosten seitens der CBW in Aussicht gestellt wurde, wenn mehrere Säulen im Stadtgebiet aufgestellt werden.

In Abhängigkeit von eventuellen Werbeträgern auf den Säulen durch örtlichen (Zweirad-) Handel können die Gesamtkosten jedoch verringert werden.

Auswirkungen auf das Projekt Stadt der Kinder:

Auch für Kinder bieten die Radservicestationen eine gute Möglichkeit, kleinere Reparaturen selbst oder in Begleitung eines Erwachsenen am Fahrrad oder Roller durchzuführen. Besonders die Vorrichtung für die Reparatur von Skateboards dürfte für die jungen Nutzer*innen der Skaterbahn im Stadtgarten ein tolles Angebot sein.

Anlage/n:

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