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Grenzüberschreitende Bildungsstrategie; Antrag der FDP-
Städteregionstagsfraktion vom [06.01.2021](si010.asp?YY=2021&MM=01&DD=06
"Sitzungskalender 01/2021 anzeigen" )


Letzte Beratung
Donnerstag, 25. Februar 2021 (öffentlich)
Federführend
A 43 - Bildungsbüro
Originaldokument
http://gremieninfo.staedteregion-aachen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=10843

A) Beschlussvorschläge der Antrag stellenden Fraktion

Der Ausschuss für Schule, Bildung, Wissenschaft und Kultur trifft folgende Entscheidungen:

1) Die Verwaltung wird gebeten, eine aktuelle Bestandsaufnahme zum Thema Euregio-Profilschulen in der StädteRegion sowie im Gebiet der Euregio Maas-Rhein (über die Euregio Maas-Rhein) vorzulegen.

2) Die Verwaltung wird gebeten, die aktuelle grenzüberschreitende Bildungsstrategie mitzuteilen.

3) Die Verwaltung wird gebeten, mitzuteilen, inwieweit digitale Formate bei der Umsetzung der grenzüberschreitenden Bildungsstrategie weiter nutzbar gemacht werden können. Haben Aktivitäten in den letzten 12 Monaten (Corona-Krise) zu „best-practices“ Beispielen geführt, die man im grenzüberschreitenden Dialog mit den Schulen untereinander weiter nutzen kann?

4) Die Verwaltung wird gebeten, ein Konzept, um deutsch-niederländisch-belgische Schulpartnerschaften zu fördern, vorzulegen.

B) Alternativer Beschlussvorschlag der Verwaltung

Der Ausschuss für Schule, Bildung, Wissenschaft und Kultur trifft abweichend vom Antrag der FDP-Städteregionstagsfraktion folgende Entscheidungen:

1) Er nimmt den dargestellten Sachstand zur Kenntnis und begrüßt, dass mit dem Interreg-Projekt Euregionales Koordinierungs- und Wissenszentrum für Nachbarsprachen und interkulturelle Kompetenzen die Grundlage für ein verstärktes Engagement für euregionale Bildungsprojekte und Schulaustausche gelegt wird.

2) Er spricht sich dafür aus, dass die Verwaltung in Zusammenarbeit mit relevanten regionalen und euregionalen Akteuren an der Kontinuität und Weiterentwicklung der Euregioprofilschulen arbeitet und sich bei der Ausarbeitung der grenzüberschreitenden Bildungsstrategie der Euregio Maas-Rhein (EMR2030) konstruktiv einbringt.

3) Er beauftragt die Verwaltung, das Interreg-Projekt nach seiner Genehmigung vorzustellen und regelmäßig über seinen Fortschritt zu berichten.

 

 

Sachlage:

Mit Schreiben vom 06.01.2021 beantragt die FDP-Städteregionstagsfraktion, den Tagesordnungspunkt „Grenzüberschreitende Bildungsstrategie“ in die Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Schule, Bildung, Wissenschaft und Kultur aufzunehmen. Die Verwaltung informiert mit dieser Vorlage über den aktuellen Sachstand zum Thema Euregioprofilschulen in der StädteRegion und die Weiterentwicklung der euregionalen Bildung in Kooperation mit der Euregio Maas-Rhein.

Das Ziel der Euregioprofilschulen ist, die Begegnung deutscher, niederländischer und belgischer Schüler_innen zu ermöglichen und den euregionalen Gedanken in den schulischen Alltag zu verankern. Es umfasst Sprachkompetenz, Schüleraustausche mit direkter Begegnung sowie die Vermittlung von interkulturellen Kenntnissen im Fach- und Sachunterricht. In der Städteregion Aachen tragen 13 Grundschulen und 10 weiterführende Schulen das Euregioprofil-Label. Für weitere Informationen und einen Überblick aller zertifizierten Bildungseinrichtungen wird auf die Sitzungsvorlagen-Nr. 2020/0411 verwiesen.

Grenzüberschreitende Bildung fördert die interkulturelle und nachbarsprachliche Kompetenz von Kindern und Jugendlichen und nicht zuletzt den Austausch zwischen Lehrkräften. Europa kann in der Euregio Maas-Rhein in unmittelbarer Umgebung erlebt, drei Sprachen und fünf Kulturen können entdeckt werden. Euregionale Bildungsinitiativen verbessern langfristig die Mobilität auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sowie die Identifikation und Bindung an die Euregio Maas-Rhein als attraktiver Lebens- und Arbeitsort. Dies haben das Land NRW und die Niederlande zuletzt in der Grenzlandagenda 2021 vom 02.12.2020 erneut bekräftigt.

Seit 2010 hatte der Zweckverband Region Aachen das Thema euregionale Bildung im Rahmen der Projekte Linguacluster und EurFriends vorangetrieben und das Euregioprofil-Label sowie pädagogisches Material und Austausche zwischen Schulen aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden begleitet. Es besteht bereits ein starkes Netzwerk für euregionale Bildungsprojekte in der Region. Damit die Vermittlung euregionaler Kompetenzen in den Schulen in der EMR eine nachhaltige Struktur bekommt, Wissen und Kompetenzen euregional gebündelt und damit Synergieeffekte kreiert werden können, soll mit Hilfe eines Interreg-Projekts ein euregionales Koordinierungs- und Wissenszentrum gegründet werden, durch das ein Netzwerk von Schulen, Lehrkräften und anderen Expert_innen im Bereich Nachbarsprachenunterricht und interkulturelle Kompetenzen aufgebaut, unterstützt und betreut wird.

Nachdem im September die Interreg-Projektskizze grünes Licht erhalten hatte (siehe auch Sitzungsvorlagen-Nr. 2020/0411-E1), hat die Euregio Maas-Rhein gemeinsam mit acht Projektpartnern im November einen überarbeiteten Projektantrag zur Finanzierung des Koordinierungs- und Wissenszentrums eingereicht. Die Projektpartner sind die StädteRegion Aachen (A 43 – Bildungsbüro), die Kreise Düren, Euskirchen und Heinsberg, das Institute for Transnational and Euregional cross border cooperation and Mobility (ITEM) der Universität Maastricht, das Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, die Universität Leuven (UCLL) in Belgien sowie die Stichting Voortgezet Onderwijs Parkstad Limburg (NL).

Dieses neue Zentrum wird künftig eine zentrale Anlaufstelle für den grenzüberschreitenden Austausch zwischen Lehrenden aus den drei Ländern, um best practices, Weiterbildungsangebote und Workshops, Schüleraustausche und Besuche sowie individuelle Austausche bzw. Studienaufenthalte im Nachbarland oder in der Nachbarregion zu organisieren und zu koordinieren. Auch die Verwaltung und Betreuung der internationalen Schullabels „Euregioprofilschule“ und „Euregioschool“ werden beim Koordinierungszentrum angesiedelt. Zudem koordiniert, erleichtert und unterstützt das Zentrum bei der Erstellung, Aktualisierung und dem Austausch bestehender euregionaler Unterrichtsmaterialien und vor allem auch bei der Entwicklung attraktiver, moderner, digitaler Unterrichtsmaterialien in den Euregiosprachen.

Der Begleitausschuss des INTERREG-Programms Euregio Maas-Rhein hat am 03.02.21 entschieden, das Projekt „Euregionales Koordinierungs- und Wissenszentrum für Nachbarsprachen und interkulturelle Kompetenzen“ im beantragten Umfang vollständig zu fördern.“ Der Beginn ist für den 1. März 2021 vorgesehen, die Förderung endet im August 2023 mit Ende der Interreg V-Förderperiode. Das Gesamtvolumen des Projekts beträgt 2.718.485,90 Euro mit einer Förderung von 50% über das EU-Programm sowie über ergänzende nationale Kofinanzierungen.

Gemeinsam mit der Bezirksregierung Köln, die das Projekt als assoziierter Partner unterstützt, wird die Verwaltung mit diesem Projekt in die Lage versetzt, eine Reihe grenzüberschreitender Bildungsinitiativen umsetzen zu können.

Aktuelle Situation in der Coronapandemie:

In den vergangenen Monaten waren die Schulen der Euregio Maas-Rhein mit sehr unterschiedlichen nationalen Vorgaben und Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens konfrontiert. Die Konzentration der Arbeit zielte auf die Sicherstellung von (Distanz-)Unterricht in Bezug auf die jeweils national und regional geltenden Bestimmungen. Eine Kooperation über die Landesgrenzen hat/hatte aufgrund der Heterogenität der politischen Maßnahmen keine Priorität. Über die Euregio Maas-Rhein könnte künftig ein solcher internationaler Erfahrungsaustausch angeregt und im Rahmen der geplanten Austauschformate umgesetzt werden.

In der Grenzlandagenda 2021 zwischen dem Land NRW und den Niederlanden (siehe Grenzlandagenda 2021 NL-NRW vom 2.12.2020: mbei.nrw/de/grenzland- konferenz) heißt es dazu: „Als Folge der ersten Coronawelle sind die meisten grenzüberschreitenden Bildungsaktivitäten zum Erliegen gekommen. Diese Situation wird 2021 andauern. Auf beiden Seiten wurden intensive Bemühungen um digitale Lehrmethoden und digitalen Unterricht unternommen. Digitale Bildung bietet Möglichkeiten, Schulen auf beiden Seiten der Grenze effizient und kreativ miteinander in Kontakt zu bringen.“

Die Entwicklung digitaler Formate wird im Rahmen des INTERREG-Projekts aufgegriffen:

  • Es wird eine digitale Datenbank für Unterrichtsmaterialien geschaffen, die den Austausch von Unterrichtsmaterial zwischen Lehrkräften aus der Euregio Maas-Rhein ermöglicht. Attraktive euregionale Lehrmaterialien zum Erlernen von Nachbarsprachen und interkulturellen Kompetenzen sollten in digitaler Form für Lehrkräfte und Schüler_innen aller Stufen zur Verfügung stehen.

  • Über ein digitales Portfolio sollen Schüler_innen in der gesamten EMR die Möglichkeit haben, ihre Zertifikate und Aktivitäten im Bereich des Erlernens von Nachbarsprachen und der interkulturellen Kompetenz zu dokumentieren.

  • Damit Lehrkräfte der Fächer Französisch, Deutsch und Niederländisch in der EMR untereinander und mit externen Expert_innen Erfahrungen, Ideen und good practices austauschen können, werden Präsenz- und digitale Austauschformate organisiert.

  • Für das Fach Geografie wird neues digitales euregionales Lehrmaterial entwickelt. Das Lehrmaterial soll kommunikativ, aufgabenorientiert und interaktiv sein. Ein von den Partnern gemeinsam mit einem externen Anbieter zu entwickelndes mBook Geografie - ein multimediales 'Lehrbuch' - bietet viele technische Anwendungsmöglichkeiten. Zudem soll gemeinsam euregionales geografisches Kartenmaterial entwickelt werden. Das mBook kann auch fächerübergreifend und im Rahmen des bilingualen Unterrichts eingesetzt werden und mit außerschulischen Lernorten verknüpft werden.

Um die Übergangszeit bis zur Einrichtung dieser digitalen Strukturen sinnvoll zu nutzen, wurde im Dezember 2020 auf der europäischen Bildungsplattform „eTwinning“ eine online-Arbeitsgruppe mit Euregioprofilschullehrkräften eingerichtet. Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, Erfahrungen zu sammeln, wie eine sinnvolle digitale Vernetzung und Zusammenarbeit von Lehrkräften an euregional ausgerichteten Schulen in der EMR aufgebaut werden kann. Diese Erfahrungen werden in den Aufbau der digitalen Struktur des geplanten Koordinierungs- und Wissenszentrums der EMR einfließen.

Darüber hinaus arbeitet die EMR-Organisation seit dem Vorjahr an der Erstellung einer neuen Strategie unter dem Namen „EMR 2030“. Dafür führte sie zu Beginn des Jahres 2020 erste Workshops zu den Themen Grenzüberschreitender Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Innovation, Tourismus, Mobilität, Kultur, Nachhaltige Entwicklung und Energie, Sicherheit sowie Unterricht und Ausbildung durch, um unter Einbeziehung von jeweils ca. einem Dutzend Stakeholdern aus den drei Partnerregionen Teilstrategien pro Gruppe zu entwickeln. Dieser Prozess wurde, bedingt durch die Corona-Pandemie, im März 2020 abgebrochen. Seit Januar 2021 nimmt die EMR den Strategiefindungsprozess nun wieder auf. Die Referenten für die verschiedenen Themengebiete sichten derzeit die bisherigen Ergebnisse und bereiten Texte vor, welche in März und April für Korrekturen und Übersetzungen den dann online stattfindenden Arbeitsgruppen erneut vorgelegt werden sollen. Das EMR-Büro wendet sich daher in Kürze mit Terminvorschlägen für die Online-Workshops an die Stakeholder. Das Gesamtdokument mit allen Teilstrategien wird (geplant) ab Juni zusammengefügt und zur Public Consultation drei Monate bereitgestellt. Inklusive aller Anpassungen steht es aller Voraussicht nach zum Jahresende 2021 dreisprachig zur Verfügung.

Die intensive Mitwirkung der StädteRegion Aachen an dem neuen euregionalen Koordinierungs- und Wissenszentrum mit Sitz in Eupen ist wesentlicher Teil der Bildungsstrategie der Verwaltung, um insb. die euregionale Arbeit an den Schulen zu forcieren. Schulen werden bei euregionalen Kontakten, dem strukturellen Austausch, Brieffreundschaften und Schulpartnerschaften unterstützt und gefördert. Über die Zusammenarbeit der Projektpartner werden Angebote und Nachfrage zusammenführt und auch neue Fördermöglichkeiten gesucht. Interessierte Schulen oder Schüler_innen werden bei der Antragstellung unterstützt und das Netzwerk von Schulen, Unternehmen und außerschulischen Lernorten für den Austausch grenzüberschreitend ausgebaut. Im Rahmen des Projekts sollen bis Ende 2023 mindestens 8.000 Kinder und Jugendliche aus der Euregio Maas-Rhein über die genannten Formate erreicht werden.

Rechtslage:

Das Engagement der StädteRegion Aachen im Bereich grenzüberschreitende Bildungsthemen ist eine freiwillige Aufgabe.

 

 

Personelle Auswirkungen:

Die personellen Auswirkungen sind ausführlich in der Sitzungsvorlagen-Nr. 2020/0411-E1 dargestellt.

Finanzielle/bilanzielle Auswirkungen:

Die finanziellen Auswirkungen sind ausführlich in der Sitzungsvorlagen-Nr. 2020/0411-E1 dargestellt. Es hat Anpassungen bei der Überarbeitung des Budgets im November 2020 gegeben: Der StädteRegion Aachen steht nun ein Budget von 606.124,04 Euro für die Umsetzung zur Verfügung, das sind rund 22.800 € weniger als in der Sitzungsvorlagen-Nr. 2020/0411-E1 dargestellt. Damit reduziert sich der Eigenanteil der StädteRegion Aachen um ca. 5.000 €. 50% der Projektkosten werden über EU-Mittel aus dem Interreg V Programm erstattet, 30% der förderfähigen Kosten bezuschusst das Land NRW.

Soziale Auswirkungen:

Euregionale Bildung stärkt die Identität mit dem facettenreichen Kultur- und Wirtschaftsraum im deutsch-niederländisch-belgischen Dreiländereck der Euregio Maas-Rhein. Sie dient der Ausbildung individueller euregionaler und sprachlicher Kompetenzen, stärkt somit die Ressource gut ausgebildeter Fachkräfte vor Ort und ist damit zugleich Motor von regionaler Entwicklung und Wachstum. Das Erleben kultureller Vielfalt in grenzüberschreitenden und internationalen Kooperationen entfaltet gesellschaftliches Potenzial: Es fördert Offenheit, Kompetenzen und Engagement. Damit profitiert nicht nur der Einzelne von einer solchen Erfahrung. Kulturelle Vielfalt kommt in hohem Maße auch der Gesellschaft zugute. Langfristig ist dadurch eine höhere Mobilität der Auszubildenden, Studierenden und Arbeitnehmer_innen auf dem Arbeitsmarkt in der Euregio Maas-Rhein zu erwarten. Internationale und euregionale Bildung stärkt Demokratie, Toleranz, soziale Gerechtigkeit und gegenseitigen Respekt.

Auswirkungen auf die Stärkung der Inklusion:

Inklusion erkennt die Verschiedenheit der Bedarfe und Bedürfnisse wie auch der Stärke und Potenziale aller Individuen an. Inklusion bedeutet Offenheit gegenüber allen Menschen und Kulturen. Insofern fördert das Erleben kultureller Vielfalt in euregionalen und internationalen Kontexten das Verständnis für die Dimension der eigenen Unterschiedlichkeit. Eigene Erfahrung und eigenes Erleben fördern das Anerkennen von kultureller und sprachlicher Diversität und bereichern die menschlichen Fähigkeiten und Werte. Sie ist eine wichtige Antriebskraft inklusiver Entwicklung.

Im Auftrag:

gez.: Terodde

 

 

Anlage:
Antrag der FDP-Städteregionstagsfraktion vom 06.01.2021


Anlagen können jeweils im Originaldokument eingesehen werden.

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