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Aufbau eines regionalen, integrierten Gesundheitsnetzwerks "Gesundheitspartner
StädteRegion Aachen"


Letzte Beratung
Mittwoch, 29. September 2021 (öffentlich)
Federführend
Dezernat III
Originaldokument
http://gremieninfo.staedteregion-aachen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=11204

Beschlussvorschlag:
Der Städteregionstag trifft folgende Entscheidungen:

1.Er begrüßt den Aufbau und die Einrichtung eines regionalen, integrierten Gesundheitsnetzwerkes in der StädteRegion Aachen nach dem Vorbild des „Gesundheitskiosk Hamburg Billstedt/Horn“ und stimmt dem Abschluss einer entsprechenden Kooperationsvereinbarung mit der AOK Rheinland/Hamburg zu.

2.Er beauftragt die Verwaltung, das Projekt als Netzwerkpartnerin zu unterstützen, indem sie sich mit ihren Dienstleistungen und Angeboten aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich sowie weiteren geeigneten Aufgabenbereichen einbringt.

 

 

Sachlage:

Der Städteregionstag hat in seiner Sitzung am 12.04.2018 die städteregionale Sozialberichterstattung als Teil der Sozialplanung beschlossen und der inhaltlichen Erweiterung auf die Themenfelder Inklusion, Integration, Gesundheit und Wohnen zugestimmt (vgl. Sitzungsvorlage 2018/0031). Zuletzt wurde im Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Senioren und demographischen Wandel am 27.03.2019 über die bisherigen Aktivitäten und den Umsetzungsstand berichtet (vgl. Sitzungsvorlage 2019/0055).

Die städteregionale Sozialplanung analysiert die Lebenslagen von Bürger_innen und leitet daraus sozialraumbezogene Bedarfe ab. Ziel ist es, für die Vertreter_innen von Verwaltung und Politik die notwendigen Informationen so aufzubereiten, dass Ressourcen zielgerichtet eingesetzt werden können und Unterstützungsangebote dort platziert werden, wo sie notwendig sind. Dabei zeigt sich: in sozial benachteiligten Quartieren spielen niedrigschwellige Zugänge zu Versorgungsangeboten, zu Prävention und Gesundheitsförderung sowie Angebote zur Gesundheitserhaltung eine bedeutende Rolle.

Die Lebens- und Gesundheitschancen sind in sozial benachteiligten Quartieren aufgrund der sozioökonomischen Bedingungen und aufgrund von sprachlichen und/oder kulturellen Hürden meist erheblich schlechter als in weniger belasteten Stadtteilen. Oft fehlt der Blick auf die eigene Gesundheit und das eigene, die Gesundheit beeinflussende Verhalten. Auch das Verständnis für und die Wahrnehmung von Angeboten der gesundheitlichen Versorgung/Vorsorge sind wenig ausgeprägt, es mangelt oft an individueller Gesundheitskompetenz. Dies führt dazu, dass die Bewohner_innen nicht hinreichend versorgt werden, der Zugang zum Gesundheitssystem oft nicht gefunden wird, der Gesundheitszustand signifikant schlechter ist als in anderen Bevölkerungsgruppen, Notaufnahmen verstärkt konsultiert werden und die Gesundheitsausgaben kontinuierlich ansteigen.

Ziel ist es, die Gesundheitskompetenz der Menschen in sozial benachteiligten Quartieren zu steigern. Unter Berücksichtigung der Versorgungsstrukturen müssen hierzu die sektoral ausgerichteten Gesundheits- und Sozialsysteme verzahnt, vorhandene Sprachbarrieren überwunden, niedrigschwellige Zugänge zu den Versorgungssystemen etabliert, die Prävention von Krankheiten gefördert und Gesundheitsförderung im Alltag unterstützt werden.

Als Verbund von zehn ganz unterschiedlichen Kommunen ist es für die StädteRegion wichtig, sozial benachteiligte Quartiere in allen regionsangehörigen Kommunen in den Blick zu nehmen und mit den Angeboten dort präsent zu sein, wo sich Angehörige der Zielgruppe sowieso aufhalten. So sollen eventuelle Zugangshürden zum Gesundheitssystem durch ein niedrigschwelliges Angebot abgebaut werden.

Um den Gesundheitsstatus der Bevölkerung in diesen sozial benachteiligten Quartieren zu verbessern sowie vorhandene Ressourcen optimal einzusetzen, haben die StädteRegion und die AOK Rheinland/Hamburg einen Letter of Intent unterzeichnet und darin den Aufbau eines Gesundheitsnetzwerks im partnerschaftlichen Miteinander nach dem Vorbild des „Gesundheitskiosk Hamburg-Billstedt/Horn“ vereinbart.

Dieses Sektoren übergreifende, innovative Versorgungsmodell nach Hamburger Vorbild besteht aus mehreren Bausteinen:

  • Gesundheitskiosk“ am Standort Aachen-Arkaden, an den sich Bürger_innen bei allen sozialen und medizinischen Fragestellungen wenden können.

Besucher_innen erhalten hier, möglichst in der jeweiligen Muttersprache, die notwendigen Beratungsleistungen, ggf. weitere passgenaue Unterstützungsleistungen des Sozial- und Gesundheitswesens nach Erhebung der individuellen medizinischen und sozialen Bedarfe sowie evtl. die Hinführung zu präventiven und gesundheitsförderlichen Angeboten. Es finden ausschließlich Beratungs- und Vermittlungsleistungen statt, es werden keine Therapien/Behandlungen durchgeführt.

  • Auf-/Ausbau von Netzwerken aus dem Gesundheits- und Sozialsystem, um passende Versorgungsstrukturen vor Ort verfügbar zu machen, an die das Gesundheitskiosk vermitteln kann sowie Einrichtung niedrigschwelliger Angebote.

  • Übertragung des Angebots auf die übrigen regionsangehörigen Kommunen

Das Angebot soll sobald es sich am Standort Aachen etabliert hat flächendeckend auch für die Bevölkerung der übrigen Kommunen nutzbar gemacht werden. Eine Möglichkeit wäre es, hierzu in den Städten und Gemeinden zu festgelegten Zeiten in geeigneten kommunalen Räumen (z. B. Nebenstellen des Gesundheitsamtes, Einrichtungen von Kooperationspartner_innen) ebenfalls Sprechstunden einzurichten mit dem Personal der Beratungsstelle. Alternativ oder ergänzend beabsichtigt die Verwaltung, einen „mobilen“ Gesundheitsbus einzusetzen, der in den Quartieren an einschlägigen Orten (z. B. vor den Tafeln) Halt macht und als Anlaufstelle dient. Ziel ist es, die Menschen im Sinne einer aufsuchenden Beratungsleistung dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden.

Leistungen der AOK:

  • Die AOK bedient sich bei der Umsetzung der Versorgungsstruktur einer Managementgesellschaft, die bereits über Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügt. Das als Vorlage dienende Projekt in Hamburg-Billstedt/Horn besteht bereits seit 2016 und wurde positiv im Sinne der Zielerreichung evaluiert. Diese Erfahrungen möchte die AOK auch für die SdteRegion nutzbar machen. So soll die Expertise der Managementgesellschaft eingebracht werden zu den Bereichen Versorgungsmanagement, Organisation/Struktur, IT, Wissens-/Innovationsmanagement. Ggf. können Teilbereiche von der Gesellschaft selbst übernommen werden.

  • Weiterhin stellt die AOK für die Beratungsleistung mehrsprachiges Personal in der Größenordnung von 3,5 Vollzeitäquivalenten zur Verfügung.

Leistungen der StädteRegion Aachen:

  • Die Verwaltung stellt die notwendigen Räumlichkeiten in den Aachen-Arkaden in unmittelbarer Anbindung an das Gesundheitsamt, das Versorgungsamt und künftig das Kommunale Integrationszentrum zur Verfügung. Mit dem Standort „Aachen-Arkaden“ erfolgt die Einrichtung der Anlaufstelle in einem sozial benachteiligten Quartier und daher räumlich ideal.

  • Die Umsetzung des Modells erfordert zwingend die Expertise vor Ort, zu der ein umfangreiches Wissen über kommunale Strukturen und bereits bestehende Netzwerke und Angebote, u. a. aus den verschiedenen Bereichen der Gesundheitsverwaltung bzw. aus anderen Bereichen des Gesundheits- und Sozialsystems, gehört. Diese Expertise in die neue Versorgungsstruktur einzubringen, diese mitzugestalten, zu koordinieren und weiterzuentwickeln ist Aufgabe einer einzurichtenden Koordinierungsstelle. Dafür stellt die Verwaltung im Gesundheitsamt aus dem für 2021 eingerichteten Stellenpool des „ÖGD-Paktes“ eine Personalstelle (1,0) zur Verfügung.

  • Das Netzwerk „Gesundheitspartner“ wird angebunden an die Serviceleistungen des zentralen Eingangsbereichs in den Aachen-Arkaden und soll Zugriff haben auf den Dolmetscherpool des Kommunalen Integrationszentrums.

  • Die Verwaltung unterstützt das Projekt als Netzwerkpartnerin und bringt sich mit ihren Dienstleistungen und Angeboten aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich sowie weiteren geeigneten Aufgabenbereichen ein.

Die AOK beabsichtigt, die Kooperationsvereinbarung unbefristet abzuschließen.

Rechtslage:

Der Aufbau eines regionalen, integrierten Gesundheitsnetzwerks „Gesundheitspartner StädteRegion Aachen“ ist eine freiwillige Leistung der StädteRegion Aachen.

 

 

Personelle Auswirkungen:

Die Wahrnehmung der Koordinierungsaufgaben erfolgt im Umfang von einer Stelle (1,0), die aus den Personalressourcen des „ÖGD-Paktes“ zur Verfügung gestellt werden soll. Die entsprechenden Stellen sind im Stellenplan 2021 bzw. im Entwurf des Stellenplans 2022 berücksichtigt.

Finanzielle/bilanzielle Auswirkungen:

Die Personalaufwendungen für eine Vollzeitstelle belaufen sich auf rd. 65.000 €/Jahr und sind im Haushalt 2021 (anteilig) bzw. im Entwurf 2022 bei Produkt 07.01.01 Öffentlicher Gesundheitsdienst- eingeplant.

Die Bereitstellung weiterer Büroflächen für die Organisationseinheiten des Gesundheitsamtes und des Kommunalen Integrationszentrums sind unabhängig von der Wahrnehmung dieses Projekts bereits in Planung. Die für das Projekt benötigten räumlichen Ressourcen können hieraus zur Verfügung gestellt werden; zusätzliche Räume sind nicht erforderlich.

Soziale Auswirkungen:

Aus der Evaluation des Vorbildes in Hamburg-Billstedt/Horn zeigt sich: Der Zugang der Menschen in den sozial benachteiligten Quartieren zur Gesundheitsversorgung verbessert sich, ihre individuelle Gesundheitskompetenz wird erhöht, sie sind zufriedener. Ärzte können durch die Arbeit der Gesundheitspartner spürbar entlastet werden und die Zahl vermeidbarer Krankenhauseinweisungen wird gesenkt. Konsequente Netzwerkarbeit und der Fokus auf die Patient_innen bewirken eine zum Teil signifikante Verbesserung der Gesundheitsversorgung.

Im Auftrag:

gez. Dr. Ziemons

 

 


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Beratungsfolge

Mittwoch, 29. September 2021Sitzung des Städteregionstages

Art
Entscheidung
Ausschuß
Städteregionstag

Donnerstag, 23. September 2021Sitzung des Städteregionsausschusses

Art
Vorberatung
Ausschuß
Städteregionsausschuss
Details
Tagesordnung

Mittwoch, 22. September 2021Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Senioren und demographische Vielfalt

Art
Vorberatung
Ausschuß
Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Senioren und demographische Vielfalt
Details
Tagesordnung